Der Female Founders Monitor 2025 zeigt deutlich: Frauen sind im deutschen Startup-Ökosystem weiterhin unterrepräsentiert – und der positive Trend der letzten Jahre ist erstmals gebrochen. Mit nur noch 18,8 Prozent liegt der Anteil weiblicher Gründer:innen so niedrig wie lange nicht mehr. Die Studie liefert konkrete Hinweise auf die Ursachen: strukturelle Ungleichheiten, erschwerter Zugang zu Kapital und mangelnde Vereinbarkeit. Gleichzeitig zeigt der Report, was getan werden muss, um Gründerinnen gezielt zu fördern – denn wer das Potenzial weiblicher Innovation nicht nutzt, verschenkt wirtschaftliche Chancen und gesellschaftliche Zukunft.
Warum der Rückgang ein Alarmsignal ist
Der Female Founders Monitor 2025, herausgegeben vom Startup-Verband in Zusammenarbeit mit Google, ist die wichtigste Referenz zur Situation von Gründerinnen in Deutschland. In diesem Jahr fällt das Ergebnis besonders ernüchternd aus: Der Anteil weiblicher Gründer:innen ist auf nur noch 18,8 Prozent gesunken. Ein Rückschritt, der aufhorchen lässt – zumal der Monitor in den Vorjahren noch einen leichten Anstieg verzeichnete.
Dieser Abwärtstrend zeigt: Trotz aller Initiativen fehlt es weiterhin an strukturellen Rahmenbedingungen, die Frauen eine faire Chance auf unternehmerischen Erfolg bieten. Und genau hier setzt der Female Founders Monitor 2025 an – er benennt Herausforderungen und gibt konkrete Handlungsempfehlungen, um die Lücke zu schließen.
Warum Frauen seltener gründen – und was das mit Sichtbarkeit zu tun hat
Der Female Founders Monitor 2025 beleuchtet nicht nur die aktuelle Verteilung der Gründungsteams, sondern geht einen Schritt weiter zurück: Schon beim Gründungsinteresse zeigen sich große Unterschiede. Während sich rund 40 Prozent der männlichen Studierenden vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen, liegt dieser Anteil bei Frauen bei lediglich 21 Prozent. Das legt nahe, dass viele Frauen gar nicht erst in Betracht ziehen, selbst zu gründen – oft, weil sie keine passenden Vorbilder sehen oder sich in den gängigen Gründungsnarrativen nicht wiederfinden.
Zudem gründen Frauen häufiger in verbrauchernahen Sektoren wie Bildung, Gesundheit oder Lifestyle – Bereiche, die laut Female Founders Monitor 2025 aktuell besonders stark unter wirtschaftlicher Unsicherheit leiden. Die Folge: geringere Wachstumschancen, weniger Investitionen, weniger Sichtbarkeit.
Wagniskapital bleibt ungleich verteilt – trotz positiver Tendenzen
Laut Female Founders Monitor 2025 hat sich der Anteil des in Startups mit Gründerinnen investierten Kapitals in den letzten Jahren zwar erhöht – von 5 Prozent im Jahr 2017 auf aktuell rund 9 Prozent. Doch der Großteil der Finanzmittel fließt nach wie vor in rein männlich geführte Teams.
Besonders problematisch: Die Einschätzung über die Existenz eines Gendergaps unterscheidet sich stark zwischen den Geschlechtern. 87 Prozent der Gründerinnen sehen ein strukturelles Problem, aber nur 50 Prozent der männlichen Gründer teilen diese Einschätzung. Der Female Founders Monitor 2025 zeigt deutlich: Ohne ein gemeinsames Problembewusstsein lässt sich auch kein gemeinsamer Lösungsweg entwickeln.
Vereinbarkeit als zentrales Thema für Gründerinnen
Ein weiteres Schwerpunktthema im Female Founders Monitor 2025 ist die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum. Für 81 Prozent der befragten Gründerinnen ist sie ein Schlüsselfaktor für echte Chancengleichheit – aber auch bei den Männern geben 60 Prozent an, dass bessere Rahmenbedingungen notwendig seien. Das zeigt: Eine familienfreundliche Gründungskultur ist längst kein Frauenthema mehr – sondern ein gesamtgesellschaftlicher Hebel, der vielen zugutekommt.
Flexible Arbeitsmodelle, verlässliche Kinderbetreuung und faire Regelungen beim Elterngeld könnten laut Female Founders Monitor 2025 entscheidend dazu beitragen, dass mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Drei zentrale Maßnahmen, um Gründerinnen gezielt zu stärken
Der Female Founders Monitor 2025 bleibt nicht bei der Analyse stehen, sondern nennt drei zentrale Hebel, um mehr Frauen für das Gründen zu gewinnen:
- Gründungskompetenz früh fördern:
Gründungsinteresse beginnt nicht im Businessplan, sondern in der Schule und Hochschule. Der Monitor empfiehlt, unternehmerisches Denken früh zu stärken – mit Fokus auf weibliche Role Models, Mentoring-Angebote und gezielte Förderprogramme. - Vereinbarkeit ernst nehmen:
Ob Mutterschutz für Selbstständige, Elterngeldregelungen oder flexible Förderprogramme – laut Female Founders Monitor 2025 muss Unternehmertum auch dann möglich sein, wenn Care-Arbeit zum Alltag gehört. - Investorenlandschaft diversifizieren:
Mehr Frauen in Investment-Entscheidungen, mehr Awareness für Bias und gezielte Female-Funding-Initiativen können laut Female Founders Monitor 2025 helfen, die bestehende Finanzierungslücke zu schließen und innovative Gründungen breiter zu fördern.
Der Female Founders Monitor 2025 fordert echte Veränderung
Der Female Founders Monitor 2025 ist mehr als ein Report – er ist ein Weckruf. Wenn es gelingt, Gründerinnen gezielt zu fördern, Kapital gerechter zu verteilen und Vereinbarkeit als Innovationsfaktor zu verstehen, kann das deutsche Startup-Ökosystem enorm profitieren. Doch dafür braucht es konkrete politische Maßnahmen, unternehmerischen Mut und vor allem eine neue Gründungskultur, in der Vielfalt keine Ausnahme, sondern Normalität ist. Der Monitor liefert dafür nicht nur die Fakten, sondern auch den Fahrplan – jetzt gilt es, ihn umzusetzen.