Startup Monitor 2025: KI-Boom vs. Kapital-Lücke

Der soeben veröffentlichte Deutsche Startup Monitor 2025 (DSM) zeichnet ein Bild, das von bemerkenswerter Innovationskraft und gleichzeitig schmerzhaften Engpässen geprägt ist. Trotz Rezession und angespannter Wirtschaftslage ist die deutsche Startup-Szene ein Motor für die Modernisierung, angetrieben von Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz. Doch ein Blick auf die Finanzierungszahlen zeigt, dass der Standort sein volles Potenzial nicht ausschöpfen kann.

Standort Deutschland holt auf – dank KI und DeepTech

Eine der überraschendsten Entwicklungen: 40 % der Gründer*innen schätzen Deutschland inzwischen als attraktiver ein als die USA – ein deutlicher Vertrauensbeweis in den heimischen Standort. Dieses Momentum ist eng mit technologischem Fortschritt verknüpft: Für fast die Hälfte (45 %) der Startups ist Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen Kernbestandteil des Produkts. Das ist ein klarer Anstieg gegenüber dem Vorjahr und unterstreicht die enorme Dynamik im DeepTech-Sektor, wo auch das DefenseTech-Segment mit fast 900 Mio. Euro Rekordinvestitionen verzeichnete.

Auch bei der Diversität gibt es vorsichtigen Optimismus: Nachdem der Anteil an Frauen im Gründerteam im letzten Jahr einen Rückgang verzeichnete, steigt er in diesem Jahr wieder leicht von 19 % auf 20 % an. Dieser leichte Aufwärtstrend ist ein wichtiges Signal für eine inklusivere Startup-Landschaft. Gleichzeitig zeigt sich die Notwendigkeit internationaler Talente, denn 32 % der Mitarbeitenden in Startups kommen mittlerweile aus dem Ausland. Die deutsche Gründerszene ist also zunehmend weiblicher und internationaler, was die Innovationskraft stärkt.

Deutscher Startup Monitor 2025 über Diversität
Quelle: Deutscher Startup Monitor 2025, S.19, 3.1 Startups und Diversität

Der Gründerinnenanteil: Ein zarter Aufwärtstrend im internationalen Ökosystem

Innerhalb der dynamischen deutschen Startup-Szene ist die Entwicklung des Gründerinnenanteils stets ein wichtiger Indikator für Fortschritt und Inklusion. Der Deutsche Startup Monitor 2025 liefert hierzu zwar keine revolutionären, aber doch wichtige positive Signale: Nachdem der Anteil an Frauen im Gründerteam im letzten Jahr einen Rückgang verzeichnete, steigt er in diesem Jahr wieder leicht von 19 % auf 20 % an. Dieser leichte Anstieg ist ein ermutigendes Zeichen, dass Bemühungen um Diversität im Ökosystem langsam Früchte tragen, auch wenn die Parität noch in weiter Ferne liegt.

Die Stärkung der Gründerinnen ist nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Dennoch bleibt die Herausforderung der Finanzierung für weiblich geführte Startups im gesamten Ökosystem akut. Ein Hauptgrund, der Gründerinnen und Gründer generell bei einer erneuten Gründung ins Ausland ziehen würde, ist der bessere Kapitalzugang (71 %) – eine Hürde, die für weibliche Teams oft noch höher ist. Um den Anteil der Gründerinnen nachhaltig zu erhöhen, braucht es neben starken weiblichen Role Models auch eine stärkere Verankerung des Unternehmertums im Bildungssystem und eine umfassende Verbesserung der Work-Life-Balance-Angebote. Bei Frauen kommt hierbei häufig der Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als zentrale Gründungshürde hinzu, da sie oft einen wesentlich höheren Anteil an Care-Arbeit leisten.

Die Kapitallücke und mangelnde Kooperationen bremsen das Wachstum

Der größte Wermutstropfen des DSM 2025 ist die anhaltende Schere bei der Finanzierung. Zwar flossen 2025 rund 5,4 Mrd. Euro in deutsche Startups, doch im internationalen Vergleich ist das zu wenig. Bezogen auf die Wirtschaftsleistung (BIP) rangiert Deutschland bei VC-Investments lediglich auf Platz 18 unter den Top-Volkswirtschaften. Der Abstand zu den USA und europäischen Nachbarn bleibt beträchtlich. Der Finanzierungskreislauf stagniert zudem, da seit 2022 kein Börsengang (IPO) eines deutschen Unicorns mehr verzeichnet wurde.

Ebenfalls alarmierend ist der Rückgang der Partnerschaften: Die Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierter Wirtschaft sinkt von 62 % auf nur noch 56 %. Gerade Startups sind oft die Early Adopters von Effizienztechnologien wie KI – ein Potenzial, das Mittelstand und Industrie dringend nutzen müssten.

Hinzu kommt die anhaltend ambivalente Stimmung der Gründer: Zwar würden 78 % erneut gründen, doch die Gründungsbereitschaft sinkt. Hauptgründe, die bei einer erneuten Gründung für das Ausland sprechen, sind nach wie vor weniger Bürokratie (88 %) und ein besserer Kapitalzugang. Auch die Digitalisierung bleibt eine Baustelle: 81 % der Gründer*innen sehen die Digitalisierung der Verwaltung als gering.

Unser Ausblick: Momentum nutzen, Engpässe beseitigen

Der Deutsche Startup Monitor 2025 sendet ein klares Signal: Die Attraktivität des Standorts steigt, getragen von technologischen Exzellenzen und einer leicht wachsenden Gründerinnen-Quote. Doch damit Deutschland den Schritt zur Startup-Nation macht, muss die Politik dringend an zwei Stellen ansetzen: Bürokratie massiv abbauen und den Kapitalmarkt deutlich vertiefen. Nur so können die Innovationskraft von KI und DeepTech vollständig entfaltet werden und der Standort Deutschland sein volles Potenzial ausschöpfen.